Auf einem Schrottplatz findet der Erzähler das Wrack eines Mercedes 350 SL, Baujahr 1971. 350.000 Kilometer ist das Auto laut Tacho in vierzig Jahren gefahren. Der Fahrzeugbrief verzeichnet zehn Besitzer. Der Autor folgt den Namen im Fahrzeugbrief. Die Spuren führen in ein Labyrinth aus Erinnerungen, Erzählungen und Vermutungen: Ein Arzt fuhr ihn und ein italienischer Einwanderer, eine Studentin, ein junger Türke, ein gescheiterter Manager – es sind Menschen, die sich nie kennen lernten, die nur ein Auto verband, das in langen französischen Sommern und im deutschen Herbst, in Nordfriesland und Neapel gefahren wurde, Beulen und Kratzer bekam, durch Schneewehen geprügelt, tiefer gelegt, umlackiert und schließlich in Einzelteile zerlegt und nach Nordafrika verschifft wurde. Die Geschichten dieser Menschen sind auch die Geschichten von vier Jahrzehnten Bundesrepublik: Die Geschichte eines Landes, seiner Träume, Rituale und Abgründe. Und sie sind die Geschichte von einer Suche nach Identität – von Selbstentwürfen, die im Rückspiegel der Erlebnisse immer unschärfer werden.