Tweed, der Chef des britischen Auslands-Geheimdienstes SIS, in Inlandsmission: Zwei junge, zunächst unbekannte Frauen werden brutal ermordet und übel zugerichtet. Die Spuren führen das Ermittlerteam in die Provinz, genauer: in das verschlafene Nest Gunners Gorge in Hobartshire. Hier haben Tweed, seine Assistentin Paula und ihre Mitarbeiter die Untersuchungen kaum aufgenommen, da werden sie ihrerseits von einem Scharfschützen aus dem Hinterhalt beschossen – Alarmstufe Rot! Bald gerät der jovial und kooperationswillig wirkende, aber seinen Spitznamen „Pitbull“ nicht zu Unrecht tragende Grundbesitzer Lord Bullerton ins Visier der Ermittler. Er und der mysteriöse Geschäftsmann Neville Guile scheinen finstere Pläne auszuhecken und dabei über Leichen zu gehen. Tweed erkennt bald, dass die Tatmotive innerhalb der zerstrittenen Familie des Lords zu suchen sind, dessen erwachsene Kinder einen kaum verhohlenen Krieg um das Erbe angezettelt haben… Hohe Literatur waren die Tweed-Romane von Colin Forbes nie: sprachlich eher schlicht, holzschnittartig in der Figurenzeichnung, stereotyp im Aufbau – solide geschriebene Agententhriller, die nicht zuletzt von den oft exotischen Schauplätzen lebten, alles in allem Krimi-Dutzendware von der Stange. Doch dieser erst nach Forbes’ Tod 2006 veröffentlichte, vom Verlag als sein „Vermächtnis“ bezeichnete Roman ist nicht einmal das: Zu viele Vorhersehbarkeiten auf der einen und logische Fehler auf der anderen Seite hinterlassen den faden Beigeschmack eines entweder lustlos hingetippten oder aber gar nicht fertig überarbeiteten Werkes. Auch wenn Forbes’ Fangemeinde sicher froh über die Veröffentlichung ist – manchmal ist es eben doch besser, die Toten ruhen zu lassen. — Christoph Nettersheim